Nordlichter – ein besonderes Konzerterlebnis von und mit der Trachtenkapelle Ebene Reichenau

Ist es noch zeitgemäß, ein Konzert in „klassischer Form“ abzuhalten – oder braucht es auch in der Blasorchesterwelt neue Formate? Welche Möglichkeiten gibt es überhaupt, Musik zu vermitteln – bzw. ist dies überhaupt möglich?

„Ich finde die heutige Form des Konzertes überdenkenswürdig. Man müsste sich überlegen, wie man Konzerte besser macht. Man lässt die Leute mehr oder weniger ahnungslos kommen, zwingt sie, sich in Reihen hinzusetzen und zu warten.
Dann kriegen sie was vorgespielt, sollen sich ruhig verhalten und dann sollen sie noch an der richtigen Stelle klatschen und sollen bestimmte Gefühle haben…“
(Nikolaus Harnoncourt)

Unter diesen Eindrücken begann die Suche nach neuen Möglichkeiten, sich der Öffentlichkeit zu präsentieren und vor allem auch neues Publikum anzusprechen. Die musikalische Idee war bereits da – es sollten Originalkompositionen für Blasorchester aus dem frühen 20. Jahrhundert ins Programm. Gustav Holst, Ralph Vaughan Williams und Percy A. Grainger sollten eine zentrale Rolle spielen. Und auch die Vorstellung, Musik mit Kulinarik zu verbinden, geisterte schon länger in meinem Kopf herum.

In zahlreichen Gesprächen mit Dirigentenkollegen und Musikern der TK Ebene Reichenau wurde der Plan immer konkreter. Ein Galaabend und eine Konzertmatinee sollten das neue Konzertformat sein. So begannen nun die Detailplanungen, als wichtigster Partner musste wer gefunden werden, der sich um die Kochkünste kümmert. Dabei kam zum Vorschein, dass in der Nationalparkgemeinde Reichenau tolle Köchinnen beheimatet sind, die eine solche Veranstaltung in professioneller Art und Weise durchführen können.

Nun war auch endgültig klar – wir brauchen eine Verbindung zwischen der Musik und den Produkten aus der Biosphärenregion, die den Konzertbesuchern serviert werden sollten. Nach längerem Nachdenken und Beraten hat sich der Titel des neuen Konzertformates herauskristallisiert – „Nordlichter – Atmosphäre trifft Biosphäre“.

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Das Organisationsteam der TK Ebene Reichenau rund um Obmann Johannes Dörfler hat die gesamte Veranstaltung perfekt durchorganisiert – nicht das kleinste Detail wurde dabei vergessen. Großartiges wurde hier geleistet, alles ehrenamtlich und in zahlreichen Nachtschichten!

An mir lag die Vorbereitung des Konzertprogrammes. Eine tolle Herausforderung, an wahre Klassiker der Blasmusikliteratur heranzugehen und mit einem sehr engagierten und motivierten Orchester zu arbeiten. In 10 Gesamtproben und parallel laufenden Registerproben wurde die Literatur erarbeitet, wobei die Probenanzahl in den letzten Tagen vor dem Konzert sehr verdichtet wurde. Dies war auch sicher ein Schlüssel dazu, dass wir das anspruchsvolle Programm stressfrei und mit viel Spielfreude dem gespannten Konzertpublikum präsentieren konnten.

Die Besucher unserer Konzerte – sehr viele von ihnen hatten vorher mit Blasmusik nichts zu tun – waren vom Ambiente, den kulinarischen Köstlichkeiten und vor allem auch vom Konzertprogramm sehr angetan. Dies wurde durch minutenlange Standing Ovations an beiden Konzerttagen bestätigt.

Auch für die Musikerinnen und Musiker der TK Ebene Reichenau war es eine Genugtuung, dass das neue Konzertformat so toll angenommen wurde – wir waren an beiden Terminen ausverkauft!

Das Resümee aus diesem Konzertprojekt:

  • Die Musikkapelle hat sich durch die Arbeit mit der Konzertliteratur einen großen Schritt weiterentwickelt. Die Motivation und Spielfreude der MusikerInnen wurde gestärkt.
  • Neues Publikum konnte erleben, welches Potential Blasmusik hat.
  • Blasmusik wurde als ernst zunehmende Musikgattung etabliert und vermittelt.
  • Das „klassische Konzert“ wird immer seine Berechtigung und sein Publikum haben, aber wer sich weiterentwickeln will, wird an neuen Konzertformaten nicht vorbei kommen!

Weitere Infos zu diesem Projekt sind auf der Website der Trachtenkapelle Ebene Reichenau zu finden…

Infos zur Musikvermittlung an sich sind hier zu finden:

An dieser Stelle möchte ich Mut machen, sich an neue Konzertformate heranzuwagen. Es gibt auch wunderbare Literatur für Jugendprojekte, die beim Publikum immer gut ankommen.

Ich denke, wir können uns nicht darauf verlassen, dass unsere Konzertsäle immer voll sind – Initiative und Kreativität sind gefragt, um auch für die Zukunft gerüstet zu sein.

Blasmusik ist eben mehr als nur „humtata“ – sie ist eine ernst zunehmende Musikgattung mit sehr viel Potential zur Weiterentwicklung!

Es liegt an uns, was wir daraus machen – oder etwa nicht…

Projektpräsentation „Blasmusik neu denken“ 2019

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